Es war einmal ein kleines Buch, das lebte in einem Pfarrhof. Eines schönen Tages kam ein neuer Kirchenfürst, der die Heimat des kleinen Buches für seine Schreibstube beanspruchte. So musste das kleine Buch sich auf Wanderschaft begeben.
Am Fuße eines hohen Berges fand es Unterschlupf in einem Häuschen, in dem alle Dinge und Menschen klein waren. „Wo bin ich hier gelandet?“ fragte sich das kleine Buch. Der Name dieses zauberhaften Ortes war: Kindergarten Hutthurm, Untergeschoss.
Hier aber hatte es wenig Platz und musste mit seinen Freunden eng zusammenrücken. Und die Jahre gingen ins Land und der Kirchenfürst und seine getreuen Untertanen erkannten die Nöte des kleinen Buches. Viele Gelehrte zerbrachen sich den Kopf, um für das kleine Buch ein neues Zuhause zu finden. Doch das Gute liegt so nah. Nur eine Tür weiter, im alten Pfarrsaal, fand es seine neue Heimat.
Und es brachen fröhliche Zeiten an. Besucher aus Nah und Fern strömten herbei, um das kleine Buch und seine Freunde auszuleihen. Viele Feste wurden gefeiert und tapfere Zwerge verbrachten sogar ab und zu die Nächte bei ihnen. Es fühlte sich rundherum wohl. Aber eines Tages kam ein Erlass aus dem fernen Regierungssitz, der lautete: „Möge noch mehr Platz geschaffen werden für Schneewittchen und die kleinen Zwerge (sprich Krippenplätze)“. So musste das kleine Buch weiterwandern.
Es kam in einem alten Tanzsaal an. Hier hatte es zwar viel Platz, aber oft bibberte es am ganzen Leib vor Kälte. Nachts tanzende Ungeheuer, feuerzüngelnde Stromschlangen und reißende Wasser brachten das kleine Buch in große Gefahr.
Der Rat der Weisen beschloss: Lasst uns einen Palast für das arme kleine Buch bauen. Und nach zwei Wintern war es wahr: Das kleine Buch und seine Freunde zogen in einen schönen hellen Palast mit Zugbrücke.
Und falls es nicht schon ausgesondert wurde, so lesen es die Leute noch heute und sie können das kleine Buch zu den regulären Öffnungszeiten ausleihen.
Autoren: Monika Veit und Martina Scholz anl. Eröffnung der neuen Bücherei 2012